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Die Geschichte von Ratschenhof PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Franz Thaler   
Freitag, 12. September 2008 17:10

Das Dorf "Racensruta", als Rodung im slawischen Siedlungsgebiet (Sierningbach, Syrnau) ein alter, geschichtsreicher Boden, lag in dem Gebiet, das Hadmar I. von Kuenring dem Kloster Zwettl bei der Gründung schenkte. Da die Zisterzienser dieser Zeit aber keine Zinsleistenden "Untertanen" haben durften, begannen sie bald nach 1139 die kleineren Dörfer in Wirtschaftshöfe umzuwandeln. Ratschenhof war 1143 bereits teilweise zur Grangie gemacht (Rössl 13).
Das "junge" Kloster wurde in seiner Gründungsphase von Pilgrim von Kuenring, (wahrscheinlich) Pfarrer in Zwettl, hartnäckig bedränget, sodass Abt Hermann I. die Besitzungen Ratschenhof und Rudmanns zwischen 1141 und 1144 Pilgrim schließlich zur Nutzung auf Lebenszeit überlassen musste.Herzog Heinrich II. Jasomirgott dürfte nach dem Tod Pilgrims 1166 seine Besitzungen als an den "Thron" zurückfallende Lehen angesehen und eingezogen haben.Erst als Abt Rudiger 1181 bei Zerzog Leopold VI. vorstellig wurde, erreicht er, dass Ratschenhof und Rudmanns dem Kloster zurückgegeben wurden. Allerdings "überließ" er diese beiden Besitzungen aus Dankbarkeit der Herzoginmutter, Theodora Komnena von Byzanz, bis zu ihrem Ableben (1183).
Im beginnenden 13. Jahrhundert wurde Ratschenhof als Grangie bestätigt (Papstbulle). 1283 beurkundeten Leutold I. von Kuenring und die Zwetller Bürger dem Kloster die Zehentfreiheit des Hofes, und Konrad, Dechant und Pfarrer von Zwettl, entsagte seinen unbegründeten Ansprüchen auf diesen Zehent (Wagner 37). Gegen Ende dieses Jahrhunderts "umfing" Abt Ebro den Hof mit einer Mauer, wie sich überhaupt dieser Abt sehr für den Ratschenhof verwendete. Das Kloster besaß dort 2000 Schafe, "welchen das in jener Zeit verödete Spregnitz Weide gewährte" (Frast 39). Dazu kamen noch 60 Kühe, 24 Pferde, 40 Ochsen nebst Ziegen, Jungvieh und 1000 Schweinen. Auch zwei Fischteiche waren damals schon vorhanden (GB XIV 191).

Am 29.10.1311 weihte Bischof Bernhard von Passau die neue Kapelle mit dem 'Altar der Muttergottes, des hl. Jakob und der hl. Magdalena.
Als der neue (got.) Hallenchor der Stiftskirche errichtet wurde, lieh Abt Otto 1341 von Johann Puschinger und seiner Frau Anna 200 Talente (=200 Pfund Pfennig, 48 000 Pfennige) und verpfändete ihnen dafür den Hof Retschen. Elisabeth Capell, Gemahlin Heinrichs von Weletschin, schenkte 1343 dem Kloster 200 Pfund Pfennig, sodass der Abt den Ratschenhof wieder einlösen konnte (GB XIV 213, Frast59).Die Gewalttat eines "Ritters" brachte dem Kloster großes Unglück. Jakob Pillung brach von Rappottenstein aus am 26. Juli 1383 (Sonntag nach Jakobi) mit 37 Gewappneten in den Ratschenhof ein und raubte 37 Pferde, 1300 Schafe, 34 Ochsen, 60 Kühe, Kälber und Stiere und 20 Ziegen. Selbst der Hofmeister, der 87jährige Bruder Wolfhard, konnte den Raub nicht verhindern. Der Abt musste, um 300 Schafe zurückzukaufen, den frechen Plünderern 80 Pfund Pfenning bezahlen, eine Summe, die er gegen hohe Zinsen von den Juden in Weitra borgte.Nach weiteren Plünderungen von Stiftsbesitzungen, die nicht einmal ein Dekret des Papstes Urban VI. abzustellen vermochte, beschuldigte der Konvent den Abt der Misswirtschaft. "Abt Michael wurde nicht nur abgesetzt, sondern auch zum Gefängnis verurteilt, aus dem er erst nach fünf Jahren und 40 Tagen entlassen wurde" (Schw III 34).
1405 nahm Peter Pehem, Bürger in Zwettl, von Abt Ulrich einen Grund in der Ratschau bei Ratschenhof in Leibrente. Er zahlte für "Holz und Wiesmahd" 54 Pfund Pfennig und einen jährlichen Betrag von 1 Pfund (Wagner 37 und GB XIV 243).
Papst Niklaus V. bestätigte 1450 auf Bitten des Klosters alle Freiheiten und Privilegien, wonach "dieses von Wirtschafshöfen, Gärten, Weiden, Weingärten, Mühlen, Fischereien keinen Zehent zu geben schuldigwahr" (GB XIV 251). Nachdem auch schon der Kleehof vom Kloster, durch Kriegswirren und Raub in Not geraten, in Leibrente verpachtet worden war, gab Abt Johannes 1455 den Hof in Retschen auf drei Jahre dem Thomas Gaslein mit Familie zum Bebauen (GB XIV 255).111 Jahre später wird in einem Visitationsbericht erwähnt, dass der Meier des Ratschenhofes 12 Gulden Gehalt, 1 Mut Getreide, und 8 Kufen Salz bekam, von dem er alles Gesinde erhalten musste (GB XIV 286).
1591 baute Abt Ulrich Hackl von Grund auf einen "Kasten mit zwei Gnaden" (Stockwerke, Räume), darunter einen Wagenschupfen (GB XIV 292). Abt Caspar Bernhard (1672-1695) entriss den Ratschhof dem Verfall und richtete den Ort als Erholung für gesunde Mönche ein. Der Bau des für den Hof so charakteristischen Turmes wird mit 8 Aug. 1673 datiert. Ein Jahr später stellte Abt Caspar Bernhard Damhirsche ein, die er von der Herrschaft Gföhl erhalten hatte (Frast 150, 196).

1702 erbaute Abt Robert Schöller den Neuhof, Abt Melchior Zaunagg ließ darin ein Spital für arme Untertanen einrichten (Schw III 114 und 123).
Wie viele Dienstleute in dieser Zeit am Hof tätig waren, sollen zwei Beispiele aus dem Fassionen (Stiftsarchiv) deutlich machen:1746 Meier Johann Hörböckh, Gattin Anna Maria, drei Kinder; zehn Knechte und vier Menscher.1751 Meier Martin Salzer aus Gradnitz (60 Jahre), Gattin Dorothea, keine Kinder; zwei Knechte, drei Menscher; ein Jäger (Familie mit vier Kindern), ein Jungjäger und eine Magd.1751 Schafmeister Bernhard Hörwegg am Neuhof.Die Feldarbeit erfolgte durch Robotleistung - es war genau eingeteilt, welche Dörfer in Ratschenhof zu arbeiten hatten: Großweißenbach, Kleinschönau, Rohrenreith, Großgöttfritz, Kleinweißenbach, Kaltenbrunn und Voitschlag.1786 war das Kloster gezwungen, den Ratschhof - wie auch sieben andere Höfe- aufzugeben und die Gründe an "Ansiedler" zu verpachten. Das Kloster besaß in diesem Jahr im Ratschenhof und Neuhof an Eigengrund (Dominikalgrund) 274 Joch Äcker, 60 J4r 4.5, StiA).Nach der Versteigerung waren es nur mehr 1 Joch Acker, 20 Joch Wiese, 5 Joch Garten und 1217 Joch Wald (Inventar 4.6, StiA). Die neuen Untertanen zahlten jährlich für die Erbpachtgründe insgesamt 326 fl und für die Ablösung der Naturalrobot an Robotgeld 826 fl. Die Aufteilung des Meierhofes erfolgte so, dass das Forsthaus (Nr. 1) im Besitz des Klosters blieb, die übrigen Gebäude wurden an drei Ansiedler versteigert (Nr 2-4). Entlang der Außenmauer dürften bereits Kleinhäuser bestanden haben (ehemalige Bedienstete?), im Versteigerungsprotokoll 1787 heißt es:"Nachdem der Naturalrobot für die Zukunft gänzlich aufgehoben wird, so wird die Herrschaft die bei dem Meierhof Ratschenhof bestehenden Dominikalgründe an neue Ansiedler und Untertanen verteilen und in das unwiderrufliche Eigentum dergestalt übergeben, dass die Übernehmer und künftigen Besitzer dieser Gründe dieselben nach ihrem eigenen Belieben frei benützen und überhaupt mit denselben zu halten und walten, verkaufen, vertauschen, vererben, verpfänden oder sonst damit ihren Nutzen schaffen können."Der alljährliche beständige Erbgrundzins für jedes Joch Acker des damaligen bäuerischen Ausmaßes (1 Joch = 1584 bzw. 1600 Quadratklafter) betrug zwei Gulden.Der Vergleich der verkauften 'Gründe (da 330 Joch) mit den z. B. 1790 hereingekommenen Erbpachtzinsen zeigt, dass allerdings nur ein Gulden je Joch bezahlt wurde.Das dürfte eine in Ratschenhof erhaltene Erzählung bestätigen, dass Untertanen mit Richter Johann Pollak von Nr. 2 zu fuß nach Wien zu Kaiser Joseph gingen und wegen der hohen Preise Beschwerde gegen das Kloster erhoben.Weiters fällt auf, dass damals kein Wald verkauft wurde - auch heute ist ist der Waldbesitz der Bauern, ausgenommen Haus Nr. 13, eher gering (1-2 ha durchschnittlich).
1840 wurde von Haus Nr. 10 der Grund des Stübels abgetrennt, der Besitz von Johann und Anna Maria Weiß enthielt die Hausnummer 12. In diesem Hause wurden bis in unsere Zeit Webereiarbeiten durchgeführt.
Bei der Grundentlastung 1848 (Ende der Untertänigkeit) errechnete die Kommission für das Kloster eine Entschädigung von 4500 fl, die zehn Bauern zahlten insgesamt zwanzig mal 112fl jährlich, dasselbe bezahlte auch das Kronland.
 

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